DakhaBrakha @ Backstage München

DakhaBrakha — is world-music quartet from Kyiv, Ukraine. Reflecting fundamental elements of sound and soul, Ukrainian «ethnic chaos» band DakhaBrakha, create a world of unexpected new music.

The name DakhaBrakha is original, outstanding and authentic at the same time. It means «give/take» in the old Ukrainian language.

https://www.dakhabrakha.com.ua/en/about/

DakhaBrakha – eine wirklich außergewöhnliche Band, die neben einer sehr experimentellen Art, osteuropäische Volksmusik modern zu verarbeiten, auch durch ihre außergewöhnlichen Bühnenshows in folkloristischen Kostümen besticht. Die Band wurde mir 2017 mit einem etwa halbstündigen Live-Mitschnitt bei KEXP vorgestellt und schon damals saß ich gebannt und sprachlos da. So ist es bis heute geblieben. Auch wenn sie in der Ukraine mittlerweile eine bekannte Größe im Musikbusiness sind, bewegen sie sich fernab vom Mainstream.

2004 begannen die vier Multiinstrumentalisten im Kiewer Zentrum für zeitgenössische Kunst «DAKH» mit ukrainischer, osteuropäischer und vorderasiatischer Volksmusik zu experimentieren und sie, wie sie selbst sagen, mit den Rhythmen der Welt um sie herum zu kombinieren. Schöner kann man seine Welt kaum entdecken.

Nina Garenetska
Elena Tsybulska
Irina Kovalenko
Marko Halanevych

Die Band war mit dieser Tournee zum ersten Mal in Deutschland und so hatte ich gestern in München im Backstage Club die Gelegenheit, die Band zum ersten Mal in meinem Heimatland zu sehen. Zuvor hatte ich sie schon in Straßburg und im Kulturzentrum in Bydgoszcz (Polen) gesehen. Nach Bydgoszcz wurden wir von der Booking-Agentur der Band eingeladen, weil wir damals versucht haben, die Band für unser Festival zu gewinnen. Leider war die Band zu der Zeit immer in Amerika auf Tour, dann kam Corona und mit dem Krieg in der Ukraine eine völlig neue Situation für uns alle.

Das Konzert gestern war dann auch von den Einflüssen der jüngsten Vergangenheit geprägt. Man konnte förmlich in den Gesichtern der Band lesen, welches Drama sich keine 2.000 Kilometer entfernt in ihrer Heimat abspielt. Jetzt – in diesem Moment. Nur selten war ein Lächeln auf den Gesichtern zu sehen. Außer vielleicht bei Nina, die ich nur fröhlich und lächelnd kenne. Beneidenswert. Die Videoprojektion im Hintergrund ließ keinen Zweifel mehr daran, was in der Ukraine gerade passiert. Unvorstellbar, welche Schicksale sich hinter diesen Bildern verbergen.

Aber die Schicksale waren auch greifbar, sie waren überall im Publikum. Schon am Eingang, an der Garderobe und an der Theke wurde überwiegend Russisch oder Ukrainisch gesprochen. Man möge mir verzeihen, dass ich die Sprachen nicht auseinanderhalten konnte. Auf jeden Fall waren wohl mehr als die Hälfte der Gäste aus der Heimat der Band. Überwiegend Frauen. Flüchtlinge, jede mit ihrem ganz persönlichen Schicksal im Gepäck. Aber es war auch Freude zu spüren. Freude über ein Stück Heimat in der Fremde.

Aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, war mir am Ende des Konzertes klar, dass dies der beste Auftritt war, den ich bisher gesehen und gehört habe. Perfekt abgemischt, eine überschaubare Veranstaltung, ein am Ende doch glückliches Publikum und auch die Band rang sich am Ende ein Lächeln ab. Es wirkte ehrlich. Eine Band, die in diesen Zeiten ihre Mission neu definieren muss. Jetzt muss sie auch ein Stück Heimat in die Ferne zu ihren Landsleuten bringen. «Musicians defend Ukraine» stand auf einem der Plakate…

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