Das Wissenschaftsmagazin Spektrum hat in seiner aktuellen Ausgabe eine Geschichte aus den 1990er Jahren ausgegraben, die mit dem heutigen Stand der Technik neue Bedeutung erlangen könnte. 1990 wurde die NASA-Sonde Galileo auf den Weg zum Jupiter geschickt, um dort Aufnahmen im Infrarot-, Ultraviolett- und Radiospektrum zu machen. Bei mehreren Swing-by-Manövern um Venus und Erde, um den nötigen Schwung für die Reise zum Jupiter zu holen, kam sie der Erde mehrmals sehr nahe. Das brachte den Planetenforscher Carl Sagan auf die Idee, sich in die Lage von Außerirdischen zu versetzen, die auf der Suche nach Leben die Erde ins Visier nehmen.
Die NASA ließ die Instrumente beim Vorbeiflug auf die Erde ausgerichtet und bei der Interpretation der Ergebnisse stellten sich Sagan und sein Team dumm, was das Leben auf der Erde betrifft (schönes Wortspiel), untersuchten die von Galileo gelieferten Daten und arbeiteten die Unterschiede zu anderen damals bereits untersuchten Himmelskörpern heraus. Was sofort ins Auge fällt, ist die große Menge flüssigen Wassers auf der Oberfläche. Auffällig ist auch der hohe Sauerstoffanteil in der Atmosphäre, der sich nur schwer durch geologische Prozesse oder die ultraviolette Strahlung der Sonne erklären lässt. Außerdem deutet der hohe Gehalt an atmosphärischem Methan auf einen kontinuierlichen Nachschub aus dem Boden hin, da das Methan sonst in der Atmosphäre oxidieren würde. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf biotische Prozesse im Boden. Der steile Abfall im Infrarotspektrum des reflektierten Sonnenlichts deutet dann auf eine Absorption durch grüne Vegetation hin. Insgesamt eine beachtliche Anzahl von Indizien.
Heute, im 21. Jahrhundert, hat sich die Technologie so weit entwickelt, dass wir ein Teleskop im Weltraum platziert haben, das in der Lage ist, die Atmosphäre von Planeten in Tausenden von Lichtjahren Entfernung zu untersuchen. Die Erforschung der Erde aus dem Weltraum hat uns gezeigt, wonach wir suchen müssen, und wenn man einmal weiß, wonach man suchen muss, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man es irgendwo findet. So war es auch bei den Exoplaneten. Erst nachdem man wusste, auf welche Anzeichen man achten muss, wurden sie gefunden. Heute kennt man über 5.000 von ihnen und es werden ständig neue entdeckt. Vielleicht ist bald auch einer dabei, der Signale aussendet wie unsere Erde…