„Hologrammatica“ ist ein faszinierender Roman, der sich gekonnt mit den Themen Künstliche Intelligenz, virtuelle Realität und der Frage nach dem Wesen der Realität auseinandersetzt. Der Autor entwirft eine komplexe und detaillierte Welt, die sowohl futuristisch als auch beängstigend ist.
Galahad Singh lebt in den achtziger Jahren des 21. Jahrhunderts in London und arbeitet als Quästor. Seine Aufgabe ist es, vermisste Personen aufzuspüren. Neue Techniken wie Holonet und Mind Uploading machen es möglich, in andere Körper, so genannte Gefäße, zu schlüpfen, was die Suche erheblich erschwert. Singh soll die verschwundene Informatikerin Juliette Perotte aufspüren, die Verschlüsselungen für so genannte Cogits entwickelt. Das sind digitale Gehirne, die in andere Körper geladen werden können.
Doch Juliette hat eine viel größere Mission. Sie ist gut vernetzt in der Deather-Szene. Menschen, die sich in Gefäße laden und darin umbringen. Um die Todeserfahrung mit in den eigenen Stammkörper zu nehmen, wird während des Suizids mit tragbaren Mind Recordern ein Backup des Cogits gemacht. Das Problem dabei ist, dass technisch bedingt die letzten Minuten im Backup fehlen. Juliette arbeitet daran, diese Zeitspanne zu verkürzen oder sogar zu beseitigen.
Das Swapen von einem Körper in einen anderen hat noch eine weitere Einschränkung. Das Cogit muss spätestens nach drei Wochen wieder in den Stammkörper transferiert werden, um einen Braincrash zu vermeiden. Das wäre der sichere Tod in einer Welt, in der die Unsterblichkeit zum Greifen nah scheint. Singh findet heraus, dass Juliette bei beiden Problemen große Fortschritte gemacht hat. Allerdings verdichten sich die Hinweise, dass Juliette den Code nicht alleine geschrieben hat, sondern von einem brillanten Programmierer unterstützt wurde. Zu brillant, um ein Mensch zu sein.
Dieser Science-Fiction-Thriller zeichnet ein etwas düsteres Bild unserer Zukunft, in der neue technische Maßstäbe gesetzt werden. Die Menschheit findet sich nicht im Weltraum wieder und kämpft gegen intergalaktische Feinde, sondern wird mit der Eskalation von Problemen konfrontiert, die uns schon heute beschäftigen, wie z.B. der Klimawandel oder der Einfluss von KI auf die Gesellschaft. Nach einem etwas langatmigen ersten Drittel nimmt die Geschichte im zweiten Drittel richtig Fahrt auf und behält diesen Schwung bis zum Ende bei. Die technischen Sachverhalte sind zum Teil recht komplex. Das Glossar am Buchende bemerkte ich leider erst, als ich beim Lesen dort ankam.